Ein altes Schulgebäude platzt aus allen Nähten:
Die Gründung der „Ratsschule – Vereinigte Mittel- und Oberschule“​

Durch die Vertreibung der Ostdeutschen nach dem Zweiten Weltkrieg stieg die Bevölkerungszahl in der Stadt Rotenburg rapide von 7885 Einwohnern im Jahr 1939 auf 13939 Einwohner im Jahr 1951 an. Die alten Bildungseinrichtungen konnten den gestiegenen Bedarf nicht mehr decken. Vor allem die Zahl der Fahrschüler, die nach Bremen und Verden auswichen um eine höhere Schule zu besuchen, stieg von 10-15 im Jahr 1920 auf 150 im Jahr 1950 an. Dies führte zur Vereinigung der Mittelschule mit einer neuen Ober- bzw. Aufbauschule. Der neue Name war „Ratsschule – Vereinigte Mittel- und Oberschule“. Der prognostizierte Raumbedarf bei Gründung der neuen Schule ging von der Unterbringung von 400 bis 450 Schüler/innen aus. Der alte Bau der Mittelschule von 1912 (siehe links) in der Schillerstraße mit 9 Klassenräumen reichte nicht aus, um diesen Raumbedarf zu decken.

Jahre der Raumnot

Auch nach der neuerlichen Trennung von Mittel- und Oberschule bleiben beide Schulen zunächst unter einem Dach und teilen die Raumnot. Bereits 1954 ist die Schule mit ihren räumlichen Ressourcen am Ende. Bis 1958 wächst die Schülerzahl und die Raumnot wird noch bedrängender. Nach Aussagen von Zeitzeugen schien Unterrichten unmöglich zu sein. Durch die Einrichtung von Provisorien wird Raum für die wachsende Schülerzahl geschaffen. Unterricht findet in 4 verschiedenen Gebäuden statt:

  • Mittelschulgebäude
  • Schulgebäude in der Wallbergstraße
  • Schlafsaal der Jugendherberge
  • Landwirtschaftliche Berufsschule (siehe rechts)

Die große Entfernung zwischen den Gebäuden und zum Sportplatz macht den Schüler/innen und Lehrenden zu schaffen.

Die Gründung der „Ratsschule – Vereinigte Mittel- und Oberschule“​

Ab dem 28.03.1956 schreibt die Stadt einen Bauwettbewerb für die Errichtung eines neuen Schulgebäudes für die Oberschule aus. Am 25.10.1957 erfolgt die Grundsteinlegung des „Ratsgymnasiums Rotenburg – Neusprachliches Gymnasium“ in der Gerberstraße. Bereits am 16.10.1958 können Teile der Schule in den ersten Trakt einziehen. Das Richtfest des Hauptgebäudes wird am 18.12.1958 gefeiert. Bereits im Frühjahr 1959 findet der reguläre Unterricht im noch unfertigen Hauptgebäude statt. Anfang Oktober 1959 wird das Gebäude offiziell eingeweiht.

  • Einzug in den ersten Trakt: 10.1958
  • Richtfest des Hauptgebäudes: 12.1958
  • Einzug in das unfertige Hauptgebäude: 04.1959
  • Fertigstellung des Hauptgebäudes: 10.1959
  • Einweihungsfeier: 09.1959 – 03.10.1959
Der Erweiterungsbau 1963-1965

Auf erste Euphorie folgt bald die herbe Ernüchterung: Der Glaube, dass die Raumnot überwunden sei, entpuppt sich als Illusion, da die Schülerzahl weiter steigt. Fachräume werden als normale Klassenräume genutzt. Der evidente Raumbedarf fordert den Erweiterungsbau von mindestens 6 Klassenräumen, einer Aula und einer Turnhalle.

Da die Stadt Rotenburg finanziell nicht in der Lage ist, so schnell nach dem Schulbau einen Erweiterungsbau zu finanzieren, erfolgt  am 01.01.1963 die Übertragung der Schulträgerschaft auf den finanzstärkeren Landkreis Rotenburg/Wümme. Aufgrund der zahlreichen Fahrschüler lässt sich dies auch rational begründen. 

Die Bauarbeiten beginnen im September 1963. Im Herbst 1964 ist ein neuer Mittelstufentrakt mit 10 Klassenräumen und zwei Werkstätten fertiggestellt. Mit Beginn des Schuljahres 1965/66 ist das Turnhallengebäude mit zwei Hallen einsatzbereit. Im September 1965 entstehen für den neuen mathematisch-naturwissenschaftlichen Zweig von der Chemie abgetrennt Biologie-Fachräume mit zugehörigem Übungsraum und Sammlung. Die Physiksammlung wird erneuert. Für die Fachbereiche der Naturwissenschaften werden zeitgemäße Ausstattungen im Wert von 2,7 Millionen Mark bereitgestellt.

Im September 1965 ist die neue Aula mit Bühne und 588 Sitzplätzen fertiggestellt.

Der Erweiterungsbau 1981-83

Bereits 1975 ist die Raumnot erneut drückend, so dass ein neuerlicher Erweiterungsbau notwendig wird. Als Erweiterungsmaßnahmen werden folgende Räume eingeplant:

  • 2 Biologieräume
  • 1 Chemieraum
  • 1 Musikraum
  • 1 Hörsaal (Projektions- und Medienraum)
  • Musikübezellen
  • 1 Druckraum im Kunstbereich
  • 1 Informatikraum
  • 1 SV Raum
  • 1 Werkstatt
  • Erweiterte Sportmöglichkeiten

Überdies sollen die Naturwissenschaftssammlungen, das Lehrerzimmer und die Bücherei erweitert werden. Die Verwaltungsräume und eine Pausenhalle sollen neu entstehen.

Um Platz für die neuen Räume zu schaffen, wird der aufgesetzte Musikraum abgerissen, die bauliche Mittelachse erweitert und zentral zwischen den bisherigen Flügeln ein zweistöckiger Neubau errichtet. Im Obergeschoss dieses Neubaus kommen die Biologie-, Chemie- und Musikräume sowie ein Hörsaal unter. Dadurch werden Fachräume im Altbau frei, die zu Klassenräumen umgebaut werden. Weitere Fachräume für die Fächer Kunst, Erdkunde und Geschichte können so im Altbau geschaffen werden.

Mit Baubeginn 1981 werden das Lehrerzimmer und die Bibliothek in die Aula verlegt. 1983 kann das Obergeschoss des Neubaus bezogen werden, die Bibliothek und das Lehrerzimmer werden an ihre neuen Orte verlegt.

Bau der 400er-Räume

Im Jahr 2004 hat das Ratsgymnasium beinahe 1500 Schüler. Auf den drängenden Raumbedarf wird mit dem Umbau der 400er Räume in den Jahren 2002 bis 2005 reagiert.

Der bestehende einseitige und einstöckige 400er Trakt wird nicht vollständig abgerissen, sondern statt dessen zweistöckig und doppelseitig ausgebaut. Im zweiten Stock werden neue Physikräume eingerichtet, die Informatikräume ziehen in die ehemaligen Physikräume ein, die nunmehr frei geworden sind.

Bau der 500er-Räume

Im Jahr 2008 werden an den Verwaltungstrakt ein weiterer  Büroraum sowie fünf neue Klassenräume angebaut. Die ehemalige Außenwand zum Schulhof wird nun zur Innenwand.

Gleichzeitig mit dem An- und Umbau des Hauptgebäudes wird die Sporthalle modernisiert.

Bau der Caféteria und brandschutztechnische Modernisierung 2015 bis 2018

Die alte Caféteria wird umgebaut und baulich in den Serenadenhof hinein erweitert. Es entsteht ein großer, moderner Raum, der für warme Essensausgabe geeignet ist, aber auch für andere schulische Veranstaltungen wie Lesungen oder Konferenzen genutzt werden kann. Die Caféteria stellt einen ersten großen baulichen Meilenstein zu einer neuen Schullandschaft im Sinne der offenen Ganztagsschule dar. 

Parallel zum Umbau der Caféteria werden auch die veränderten Brandschutzauflagen baulich umgesetzt. Die Decke der Pausenhalle wird erneuert, indem feuerhemmende Deckenelemente verbaut werden. Neue Feuerschutztüren werden eingebaut, ebenso ein modernes Feuermeldesystem.