Ehemalige Schülerinnen und Schüler des Ratsgymnasiums sind heute in ganz Deutschland, Europa und der Welt verstreut und haben verschiedenste Wege eingeschlagen, Berufe ergriffen, im Verborgenen wie auch in der Öffentlichkeit gewirkt. Von einigen haben uns Grußworte und Glückwünsche zum Jubiläum erreicht, die wir hier teilen möchten.
Günther Pokrant war als Richter am Bundesverfassungsgericht tätig.
Sehr verehrtes Lehrerkollegium des Ratsgymnasiums Rotenburg,
ich gratuliere Ihnen und dem Schulträger als ehemaliger Schüler (1966 bis 1970) herzlichst zu 70 erfolgreichen Jahren der Schule. Mein Name ist Günther Pokrant. Nach dem Abitur 1970 habe ich in Göttingen Jura studiert. Im Anschluss an meine beiden juristischen Staatsexamen habe ich Anfang 1979 meine berufliche Tätigkeit als Richter beim Landgericht Oldenburg begonnen.
Im Oktober 1990 erhielt ich von einem Richter des Bundesverfassungsgerichts die Möglichkeit, bei ihm für drei Jahre als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig zu sein. Im Anschluss daran war ich für etwa drei Jahre als Richter am Oberlandesgericht Naumburg (Sachsen-Anhalt) tätig.
Meine letzte berufliche Station war dann der Bundesgerichtshof in Karlsruhe, dem ich bis zu meiner Pensionierung Ende September 2014 mehr als 18 Jahre als Richter angehört habe. Die Juristerei beschäftigt mich auch noch in meinem (Un)Ruhestand: ich bin weiterhin als Prüfer im juristischen Staatsexamen in Niedersachsen (seit 1989) und in Sachsen-Anhalt (seit 1994) tätig.
An meine Schulzeit in Rotenburg denke ich sehr gern zurück. Es hat dort zwar sehr strenge (Namen werden hier nicht genannt), aber auch die Schüler sehr motivierende Lehrer gegeben. Zwei davon sind mir in besonders guter Erinnerung geblieben: mein letzter Klassenlehrer Dieter Schnittger (Deutsch und Sport) und Dr. Hoffmeister (Englisch), die ich auf diesem Weg herzlich grüße.
Ich wünsche dem Ratsgymnasium Rotenburg viele weitere erfolgreiche Jahre bei der Ausbildung unseres künftigen akademischen Nachwuchses!
Jochen Homann ist derzeit Präsident der Bundesnetzagentur.
Liebe Lehrerinnen und Lehrer am Ratsgymnasium Rotenburg, liebe Mitschülerinnen und Mitschüler,
mein Name ist Jochen Homann. Ich habe von 1963 bis 1972 das RGR besucht und „für das Leben gelernt“. 1972 habe ich Abitur gemacht und die Alberten, Anstecknadeln wie sie an der Albertus-Universität Königsberg getragen wurden, empfangen (ich weiß gar nicht, ob diese Tradition überlebt hat). Mein Klassenlehrer war 1972 Edgar Oppermann, an den ich mich sehr gerne zurück erinnere.
Eine prägende Erinnerung an meine Zeit am RGR ist die große Bedeutung der Geschichte Ostpreußens, was sich aus der Herkunft eines wesentlichen Teils des Lehrkörpers erklärt. Gerne denke ich auch noch an manche Lehrer/innen zurück, die manchmal skurril aber irgendwie immer auch auf ihre besondere Weise im besten Sinne Typen waren. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit erwähne ich hier meinen ersten Klassenlehrer Herrn Groll, meine Englisch-Lehrerinnen Frau Rau und Frau Bosch sowie „Schorse“ Koch, Herrn Wahl, Dr. (Lupus) Wolf und Herrn Klinge.
Nach Schul- und Bundeswehrzeit habe ich in Hamburg Volkswirtschaftslehre studiert und bin nach meiner ersten beruflichen Station, dem HWWA Institut für Weltwirtschaft in Hamburg, nach Bonn in das Bundesministerium für Wirtschaft gewechselt. Dort habe ich den größten Teil meiner Berufszeit verbracht, unterbrochen durch neun Monate bei der deutschen EU-Vertretung in Brüssel und zehn spannende Jahre im Bundeskanzleramt. Aus meiner Funktion als Staatssekretär heraus bin ich 2012 zum Präsidenten der Bundesnetzagentur ernannt worden und aus Berlin nach Bonn zurückgekehrt. Seitdem arbeite ich gemeinsam mit knapp 3.000 Beschäftigten die Strom-, Gas-, Telekommunikations-, Schienen- und Postnetze für Wettbewerber zu öffnen. Energiewende und Breitbandausbau sind unsere beherrschenden Themen.
Ich gratuliere dem Ratsgymnasium zu seinem 70-jährigen Bestehen und wünsche noch vielen Generationen Lehr- und Lernbegieriger eine gute Zeit.
Jochen Homann, im Juni 2019
Johano Strasser ist Politologe, Publizist und Schriftsteller. Ab 1995 war er Generalsekretär des PEN-Zentrums Deutschland und von 2002 bis 2013 dessen Präsident.
„An der Wümme, nicht ob der Tauber!“
HANNAH
Seinerzeit anno siebenundfünzig
In Rotenburg/Wümme
(Rotenburg/HAN)
Nahten sich uns mit federnden Schritten
Didi Gaga Toto und Tom
Motoren des Fortschritts auf den alles entscheidenden
Zweihundert Metern Hamburger Straße
Zwischen Milchbar und Deutschem Hof
HANNAH HANNAH
Flüsternd neigtest
Du deinen Jüngern dein Doppelgesicht
Nanntest die Namen
Radar Rotor
Nanntest die Namen der Retter nicht
Tänzelnd nach Zorros Melodie
HANNAH zwiegesichtige Göttin
Nahten sich uns als gute Freunde
Didi Gaga Toto und Tom
Motoren Motoren Uns blieb keine Wahl
Woher denn sollten wir Zukunft gewinnen
Wenn nicht aus ihrer Gegenwart?
Unübersehbar reckte der Himmel
Sich über Rotenburg an der Wümme
O du Gleißende
HANNAH HANNAH
Standest blitzend im Sonnenfeuer
Reue sagtest du
Gäbe es nicht
Seinerzeit anno siebenundfünfzig
Im Morgenrot über
Den Wümmewiesen
Äfften die spöttischen Bekassinen
HANNAH HANNAH deinen Namen
Warnten die Spötter?
Ach uns verlangte nach immer tieferer
Täuschung auf unserem Himmelsweg
Unserer guten
Freunde Freunde
Halten über sich selbst Gericht
Nennen die Namen
Derer die fürchten
HANNAH HANNAH dein Doppelgesicht
Dieses Gedicht erinnert an die Zeit, da ich am Ratsgymnasium in Rotenburg pubertierend vom großen, vom richtigen Leben träumte und mit den Freunden in der Milchbar jene Musik hörte, die viele Erwachsene damals verächtlich Negermusik nannten. Geschrieben habe ich es in den 80er Jahren, als ich längst in Berlin lebte und durch die Beschäftigung mit ökologischen Fragen die Doppelgesichtigkeit des Fortschritts erfahren hatte. Wenn ich es heute wieder lese, spüre ich immer noch das zugleich Kühne und Ängstliche unserer aufkeimenden Hoffnungen. Wir waren lässig – damals sagte man noch nicht cool – lässig gingen wir in respektvollem Abstand hinter den Größeren die Straße entlang, und wenn auf dem gegenüber liegenden Bürgersteig uns eine Gruppe Mädchen entgegenkam, mußten wir uns Mühe geben, damit unser lässiger Gang nicht unversehens holprig wurde.
Heute lebe ich in Bayern, am Starnberger See. Wenn ich dort erwähne, dass ich Ende der 50er Jahre in Rotenburg mein Abitur gemacht habe, heißt es unweigerlich: „Ach ja, Rotenburg ob der Tauber“, und ich muß dann erklären, dass mein Rotenburg das Rotenburg an der Wümme ist, das zu meiner Zeit auch Rotenburg/HAN hieß, wo junge Menschen damals über ihre Verhältnisse träumten und wohin sie älter werdend immer mal wieder zurückkehren, auch wenn alle, die nur das andere, das berühmte Rotenburg kennen, das vielleicht gar nicht verstehen können.
Dr. Walter Jarecki
Dr. Walter Jarecki war von 1995 bis 2016 Leiter des Ratsgymnasiums.
70 Jahre ist das Ratsgymnasium alt – Genau wie ich, nur wenige Monate bin ich der Schule im Alter voraus.
Ostern 1955 kam ich in die Schule – auch für das Ratsgymnasium begann da der Ernst des Lebens. Es wurde richtig selbstständig und bekam den ersten eigenen Schulleiter, Dr. Krause. Er leitete die Schule, während ich meinerseits Schulzeit und Studium absolvierte. 1974 trat ich in den Niedersächsische Schuldienst ein – Schulleiter am Ratsgymnasium wurde Dr. Nicolai.
Während seiner Dienstzeit übte ich mich an anderen Schulen in Unterricht und Schulverwaltung, bis ich 1994 seine Nachfolge antrat – da war ich 45, genau wie das Ratsgymnasium. Wir gingen beide mit großen Schritten auf die 50 zu. Dieses Jubiläum hat die Schule 1999 vielfältig gefeiert. Es gab Stände auf dem Pferdemarkt, in denen sich die Schule der Öffentlichkeit präsentierte; es gab einen großen Ball in der Aula mit Kostümen aus den 50er Jahren; es gab eine große Ausstellung im Obergeschoss zu Schulgeschichte; es gab sogar, wenn ich mich recht erinnere, ein Feuerwerk, das Sponsoren finanziert hatten. Unvergesslich aber ist für alle Teile eine Radtour gewesen. Die gesamte Schule machte sich auf den Weg, vom Schulgelände durch die Innenstadt bis zum Neuen Markt und weiter über die Glockengießerstraße in die Ahe. Eigentliches Ziel war eine Wiese am Gut Stelle (bei Hellwege), wo bei Würstchen und Getränken die Veranstaltung endete. In freien Gruppen ging’s dann zurück zur Schule oder gleich zum Heimatort. Es war damals nicht so ganz einfach, die Genehmigung für die Fahrt durch die Innenstadt zu bekommen. Immerhin mussten zwei Bundesstraßen gesperrt werden und das Herz Rotenburgs, die Kreuzung an der Amtsbrücke, war vorübergehend lahmgelegt; denn das Defilee von 1000 Radfahrern dauerte durchaus einige Zeit. Dies machte deutlich, welch bedeutender Faktor das Ratsgymnasium in der Stadt ist. Das liegt nun 20 Jahre zurück.
Ich bin 70, genau wie das Ratsgymnasium. Zeitliche Parallelen bieten sich nicht mehr an. Ich schaute bei meiner Geburtstagsfeier vor allem zurück, das sollte jedoch bei der Feier der Schule nicht im Mittelpunkt stehen. Denn während der einzelne Mensch unabdingbar altert, kann und muss eine Schule sich immer wieder erneuern und wird in dem Sinne eigentlich nicht alt. Sie mag vielleicht einen alten Rahmen, ein altes Gebäude und auch alte Traditionen haben, aber immer wieder bringen neue Schülerjahrgänge (und neue Lehrkräfte) neues Leben und neue Aufgaben, in denen sich die Anforderungen veränderter Zeiten widerspiegeln.
Ich wünsche dem Ratsgymnasium, dass es sich diesen Aufgaben und Anforderungen auch in Zukunft in vollem Bewusstein des eigenen Wertes mit Erfolg stellen kann. Möge es weiterhin ein bedeutsamer Faktor in der Stadt Rotenburg sein.
Verden, im Juni 2019
Christophe Chalard
Christophe Chalard ist der Bürgermeister des Partnerkreises von Rotenburg, Sainte-Foy-la-Grande.
Je suis très honoré en tant que maire de Sainte Foy La Grande que vous m’ayez sollicité pour dire un petit mot à l’occasion des 70 ans de votre Lycée. Les valeurs de tolérance, de respect de l’autre, de goût de l’effort, d’émulation pacifique que transmettent inlassablement les femmes et les hommes qui encadrent la jeunesse de nos 2 pays demeurent un des vecteurs essentiels de l’établissement et de la pérennisation de la paix entre nos deux pays et plus généralement en Europe.
Le chancelier Schröder disait: «L’amitié ne peut pas exister entre les nations, seulement entre les hommes.» L’intensité des échanges et des relations établies entre les jeunes de nos deux lycées prouvent a quel point il a raison.
Au vu des difficultés que connait le monde d’aujourd’hui, l’importance de vos missions s’affirme.
Merci à toutes et tous, personnels de direction, administratifs, techniques, enseignants d’oeuvrer quotidiennement avec un si grand dévouement à la transmission de ces valeurs et à l’épanouissement de tant de génération.
Je vous souhaite donc à toutes et tous un excellent soixante-dixième
anniversaire ! Que la fête soit belle et que l’histoire continue…
Tous mes voeux de réussite aux élèves en préparation d’examen.
Susan Kletzin
Frau Kletzin ist als schulfachliche Dezernentin in Lüneburg unter anderem zuständig für das Ratsgymnasium.
Sehr geehrte Frau Rehder, sehr geehrte Schulgemeinde,
hiermit möchte ich Ihnen herzlich zu 70 Jahren pädagogischen Wirkens am Ratsgymnasium in Rotenburg gratulieren. Seit 1949 wird bei Ihnen an den Schullaufbahnen der unterschiedlichsten Generationen erfolgreich gearbeitet. Das umfassende Festprogramm zeigt Ihre Vielseitigkeit im schulischen Alltag. Ich wünsche Ihnen viel Freude und Genuss bei den Feierlichkeiten und bei dem Zusammentreffen der Ehemaligen, die sicher viele historische Momente des Ratsgymnasiums wieder
aufleben lassen werden.